Wanderung zum Château de Ferrette

Wo einst die Erdwibele lebten

Wanderung Château de Ferrette Bergfried Château de Ferrette

Ferrette ist aus der 1105 gegründeten Grafschaft Pfirt hervorgegangen. Zur Blütezeit entstand im 15. Jahrhundert das Château de Ferrette als eine der größten Burgen im südlichen Elsass. Noch bis zum Ende des Dreißigjährigen Kriegs bekannten sich die deutschen Kaiser als Grafen von Pfirt. Danach ging Pfirt über den Sonnenkönig und Kardinal Mazarin an Honoré IV. von Monaco über. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Deshalb tragen die Grimaldi bis noch immer den Titel »Graf von Pfirt«.

Das dreiarmige Jesuskind von Pfirt

Bevor wir die Wanderung starten, lohnt sich ein Besuch der gotischen Dorfkirche Saint-Bernard de Menthon. Als Besonderheit hält in der einschiffigen Kirche eine Madonnenstatue ein dreiarmiges Jesuskind auf dem Arm. Man muss genau hinschauen. Denn je nach Blickwinkel sind immer nur zwei der Arme zu sehen. Anschließend spazieren wir rechts an der Kirche vorbei und folgen der Rue du Château über das Restaurant Le Felseneck hoch zum Restaurant du Jura.

Bei dem Gasthaus an der D 23 ist unser erstes Ziel, die Grotte des Nains angeschrieben. Nach einem Abschnitt entlang der D 23 passieren wir die alte Kaserne Robelin mit dem Caritas-Stützpunkt in Ferrette. Direkt danach zweigen wir in der Rechtskurve links auf den schmalen Pfad ab, der uns entlang der Kasernenmauer sowie an einem alten Brunnen vorbei in den Wald führt. Einen Steinwurf weiter geht der Pfad allmählich in einen breiteren Forstweg über.

Sage der Erdwibele

Ab hier folgen wir dem Sentier des Nains sowie dem blauen Punkt über einen Parkplatz (links) sowie auf dem Drei-Burgen-Weg zur (1) Grotte des Nains. Die »Höhle der Zwerge« befindet sich am unteren Ende der Wolfsschlucht. Bekannt wurde die enge und für den Menschen kaum zugängliche Höhle durch die Sage der Erdwibele. Die zwergenhaften Wesen sollen früher im Einklang mit den Menschen der umliegenden Orte gelebt haben. Sie halfen je zu zweit bei der Ernte, brachten den Menschen kleine Geschenke, teilten ihre Feste und Sorgen.

Dies ging so lange gut, bis ein paar aberwitzige Gören wissen wollten, warum die fleißigen Helfer ihre Füße stets unter langen Gewändern verbargen. Listig wie sie waren, streuten sie Sand vor der Höhle. Nachdem die Erdwibele darüber hinweg gelaufen waren, erkannten die Mädchen in dem Sand die Abdrücke von Ziegenfüßen. Als sie lauthals loslachten, hörten dies die Erdwibele. Beschämt und enttäuscht vom Verrat verschwanden sie daraufhin in ihrer Höhle. Bis heute ist es niemanden gelungen, sie wieder ans Tageslicht zu locken.

Heidenflueh- und Löchlefelsen

Nachdem es auch uns misslungen ist, die kleinen Helfer zu besänftigen, tauchen wir in die kurze Wolfsschlucht ein. Die »Gorge aux Loups« ist eine Verwerfung im Jura, durch die wir hoch auf den (2) Heidenflueh-Felsen mit dem Plateau der Zwerge gelangen. Wir wandern ein paar wenige Schritte auf dem GR 532, biegen aber sogleich wieder scharf rechts davon ab.

Somit öffnet sich die Sicht über Bouxwiller und die Rheinebene bis zu den Ausläufern des Schwarzwalds. Weiter geht es mit der Markierung blauer Punkt über nun bequem zu laufende Waldpfade zum (3) Löchlefelsen, einem weiteren Aussichtspunkt, nur dass wir diesmal nach Süden über Ferrette zu den benachbarten Hügeln des Jura schauen.

Burg Hohenpfirt

Wenige Meter weiter treffen wir erneut auf den GR 532, dem wir nun zur Burg von Pfirt, dem (4) Château de Ferrette folgen. Nach ihrer Gründung im 12. Jahrhundert wurde die Festung im 15. und 16. Jahrhundert zweimal deutlich erweitert. Im Mittelalter entwickelte sich die Grafschaft Pfirt zu einer der mächtigsten Lehnsherrschaften im Oberelsass. Der Zugang erfolgt über die Unterburg. Sie wurde 1488 um den Bergfried herum errichtet und besaß vier Ecktürme, von denen noch zwei ihre ursprüngliche Höhe erhalten haben. Von der Unterburg führt eine in den Fels gehauene und mit Rillen versehene Rampe hinauf zur Oberburg.

Sie bestand um 1600 unter anderem aus sechs Sälen, elf Zimmern, zwei Küchen, Badestube und Kornspeichern, die bis zu 1160 Hektoliter Getreide fassen konnten. Die Verteidigung indes erwies sich als zu schwach, um den Dreißigjährigen Krieg unbeschadet zu überstehen. Die schwer beschädigte Burg wurde aber noch nicht aufgegeben. So ließen die Herrscher 1660 eine der heiligen Katharina geweihte Kapelle an der Stelle des vierten Eckturms errichten, um die alte, 1635 verbrannte Kapelle zu ersetzen. Erst nachdem Anhänger der französischen Revolution die Unterburg am 29. Juli 1789 in Brand steckten, wurde die Burg endgültig aufgegeben.

Für die Burgbesichtigung sollte man auch hier gerne etwas mehr Zeit einplanen. Der spätere Abstieg erfolgt dann über den mit rotem Punkt gekennzeichneten Pfad über die (5) Lourdes-Grotte nach Ferrette. Dort angekommen, steht es dann jedem frei, die Wanderung in einer der hübsch aufgemachten Wirtschaften ausklingen zu lassen oder noch eine zweite Runde dranzuhängen.

Über den Samstagberg auf den Rossberg

Der zweite Teil der Wanderung führt vom alten Ortskern über die Rue Léon Lehmann und der Rue de la Montagne an das südwestliche Ende von Ferrette. Dort biegen wir links auf den mit rotem Punkt markierten Waldweg ab. Wo dieser nach rund 500 Metern eine Linkskurve beschreibt, wechseln wir beim (6) Abzweig Samstagberg scharf links auf den deutlich schmaleren Pfad. Auf diesem wandern wir über den bewaldeten (7) Samstagberg auf den (8) Rossberg. Die Wegzeichen sind hier teils etwas ungeschickt angebracht.

Wo wir zwischen dem Samstagberg und dem Rossberg auf einen Forstweg treffen, laufen wir im Zweifelsfall etwa 30 Meter nach links, ehe wir wieder rechts abzweigen und uns erneut am roten Punkt orientieren. Auch der Rossberg ist bewaldet, bietet mutigen Wanderern allerdings einen schwindelerregenden Aussichtsturm. Insbesondere die Zugang zur obersten Aussichtskanzel hat es in sich. Anschließend geht es auf dem Drei-Burgen-Weg sowie mit dem blauen Punkt zurück zur Kirche bzw. nach Ferrette, wo wir uns die Einkehr nun wirklich verdient haben.

Ferrette oder Pfirt?

Wenn die Basler sagen, »Wir gehen nach Ferrette«, so meinen sie damit, dass sie die Grenze nach Frankreich überqueren werden. In Ferrette erklären die Einheimischen hingegen »Wir leben in Pfirt«. Somit bekennen sie sich zum Sundgauer Dialekt, der regionalen Variante des Alemannischen. Oder, wie es so schön heißt:

»Dr elsassisch Dialekt vun Pfìrt ghert zem Hochàlemànnisch.« Bestärkt wird das Festhalten am Dialekt durch die engen Verflechtungen zum Basler Großraum. In dessen Einzugsgebiet liegen auch die badischen Städte Weil am Rhein und Lörrach. Wie die Sundgauer finden die Badener im Großraum Arbeit, was zu einem guten Zusammenleben beiträgt.

Ausgangspunkt und Anfahrt

Dein Ausgangspunkt für diese Wanderung ist bei der katholischen Kirche in Ferrette.

Anfahrt mit Pkw: Von der A 35 bei Saint-Louis, Ausfahrt 37 abfahren und der Beschilderung Richtung Bouxwiller auf die D 105 und D 473 bis nach Ferrette folgen. Im Ort rechts nach Lucelle abbiegen und dann auf der Rue de Lucelle bis zum Parkplatz bei der Kirche fahren.

Anfahrt mit Bus und Bahn: Es gibt wenige Verbindungen mit der Linie 830 ab dem Bahnhof in Altkirch zur Haltestelle Office du Tourisme in Ferrette.

Anforderungen und GPS-Daten zum Download

Gehzeit3 Stunden
Distanzca. 8,2 km
Anstiege410 HM
AnforderungenDer Aufstieg auf den Turm setzt Schwindelfreiheit voraus. Ansonsten ist im Bereich der Höhle Trittsicherheit von Vorteil.
EinkehrAuf der Strecke gibt es schöne Rastmöglichkeiten, Restaurants in Ferrette.
GPS-DatenWanderung Ferrette gpx
KML-DatenWanderung Ferrette kml

Wanderkarte mit Höhenprofil


Höhenprofil

VG Wort