Stadtrundgang durch Obernai

Fachwerk und klappernde Störche in Oberehnheim

Fachwerkhäuser, klappernde Störche auf den Dächern und Gugelhupf in den Regalen der Bäckereien prägen die Postkartenidylle von Obernai. Ein Stadtrundgang durch das frühere Oberehnheim prägt die Vorstellung der Besucher über das gesamte Elsass.

Dennoch war es eher Zufall, als sich Lars vor unserem ersten Wochenende im Elsass für ein Hotel in Obernai entschied. Seitdem freue ich mich jedes Mal, wenn wir zum Wandern ins Elsass fahren und mir Lars mitteilt, dass er wieder das Hotel in Obernai gebucht hat.

Im Herzen vom Elsass, am Fuße des Odilienbergs und direkt an der Elsässer Weinstraße gelegen, ist Obernai als Ausgangspunkt für Wanderungen wie geschaffen. Jede Menge Restaurants und Cafés laden nach den Touren zum Schlemmen und Verweilen ein.

Und wenn wir noch nicht genug vom Laufen haben, bummeln wir immer wieder gerne durch die kleinen Gassen oder ein Stück auf der Stadtmauer.

Die Ehn schlängelt sich durch den Ort, weshalb dieser früher den Namen Oberehnheim trug. Noch heute sind viele Besucher irritiert, wenn sie in der Karte Obernai suchen aber nur Oberehnheim finden. Der französische Namen wird zwar häufiger verwendet, der alte deutsche Name ist aber ebenfalls noch gebräuchlich. Das mittelalterliche Städtchen wurde erstmals im Jahr 778 als Ehenheim erwähnt und erst 1242 in Oberehnheim umbenannt.

Zunächst war die Stadt Eigentum der elsässischen Herzöge, bevor sie in den Besitz der Abteien Hohenburg und Niedermünster wechselte. Diese Zeit brachte dem Elsass ihre Schutzpatronin, die Heilige Odilia, die in Obernai geboren wurde und die in der Hohenburg ein Frauenkloster gegründet hatte. Heute kommen Besucher aus aller Welt, um das ehemalige Kloster auf dem Odilienberg zu sehen.

Da Obernai im Zweiten Weltkrieg von Zerstörungen verschont geblieben ist, hat es seine herrliche Ursprünglichkeit bewahrt und können wir hier einige alte Originalbauwerke bewundern. Die Altstadt ist von einer doppelten Befestigungsanlage umgeben, deren breiter Erdwall heute als Spazierweg genutzt wird.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden die Stadttore und Teile der Mauern abgetragen. Einige der Wachtürme haben die Zeit aber überdauert und wurden später restauriert, sodass sie das Stadtbild auch heute noch kennzeichnen.

Außerhalb der Stadtmauer steht die wuchtige und neugotische Eglise St-Pierre-et-St-Paul, oder auch die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul. Sie ist auf einer ehemaligen gotischen Kirche errichtet, die 1867 abgetragen wurde. Umgeben ist die Kirche zur Hälfte vom großen Friedhof.

Ein Gewölbebau stellt den betenden Christus im Garten Gethsemane dar und stammt vom Bildhauer Paul Windeck aus Sélestat. Während das Bauwerk aus dem Jahr 1517 noch vollständig ist, wurde die Pietà in der Kapelle daneben während der französischen Revolution zerstört.

Sechseimerbrunnen und ein Schnogaloch in Obernai

Wieder zurück in der Stadt, treffen wir bei unserem Stadtrundgang durch Obernai nahe dem Marktplatz auf den für das Elsass typischen Sechseimerbrunnen. Drei korinthische Säulen tragen einen steinernen Baldachin. Während dieser mit Fratzen und Bibeltexten geschmückt ist, trägt er in seinem Innern die sechs Eimer, die im Sommer mit hübschen Blumen bepflanzt sind. Gleich gegenüber befindet sich das Rathaus.

In dem Neorenaissance-Bau tagte 1370 das Bürgergericht. Daneben treffen wir auf den Kapellenturm, das 59,60 Meter hohe Wahrzeichen der Stadt. Es diente früher als Wachturm, Stadtturm und als Glockenturm der Kapelle der Heiligen Jungfrau. Die Mehrfachnutzung des Turms zeigt, dass die Elsässer schon früh sparen gelernt haben.

Einer der schönsten Plätze in Obernai ist der Sternplatz. Er wurde nach dem Wirtshaus zum Sternen benannt, welches selbst aber nicht mehr als solches erhalten ist. Früher verlief hier der Mühlenkanal, der zum Eichen der Fässer genutzt wurde. Heute kommen viele Besucher in diese Ecke der Altstadt,

um das windschiefe Gebäude vom Hotel und Restaurant »Zum Schnogaloch« zu fotografieren. Schade ist nur, dass der Sternplatz teilweise auch als Parkplatz genutzt wird. Ohne die Autos würde der Sternplatz mehr Flair ausstrahlen.

Ein weiteres bedeutendes Gebäude ist die Synagoge. Sie wurde 1876 in die Stadtmauer integriert, womit sie relativ einfach zu finden ist. Für den Cour Fastinger muss man schon genauer auf Suche gehen.

Der Hof gehörte im 16. Jahrhundert dem Bürgermeister und Metzger Michael Gyss. Im Elsass war es üblich, Handwerkzeichen an den Gebäuden anzubringen. Beim Fastingerhaus sieht man noch den Ochsenkopf samt Hackmesser als Zeichen der Metzger über einem Ziehbrunnen.

Wunderschönes Fachwerk, die kleinen Gassen, versteckte Ecken, alte Brunnen, eine Fußgängerzone und der Aussichtsberg oberhalb vom Ort machen Lust, in Obernai auf Entdeckungstour zu gehen. Das hat sich herumgesprochen:

Inzwischen hat sich Obernai nach der Hauptstadt Straßburg zum zweitmeisten besuchten Ort im Elsass entwickelt. Das erklärt dann auch die unzähligen Blumenkübel und Bepflanzungen, die Obernai im Sommer in ein wahres Blütenmeer verwandeln.