Ausflüge und Wanderungen bei Kaysersberg

Idylle an der elsässischen Weinstraße und im Tal der Weiss

Es gibt Orte im Elsass, zu denen wir immer wieder gerne Ausflüge unternehmen. Das an der Elsässischen Weinstraße gelegene Kaysersberg ist eine dieser Perlen. Im Tal der Weiss gelegen, wird der Ort von den Vogesen malerisch umrahmt. Im Sommer und Herbst sind es die grünen, später goldgelben Weinreben, welche das Idyll unterstreichen. Eine einst prächtige staufische Burg wacht über Kaysersberg und seine von Fachwerk gesäumten Gässchen, Winstuben und Brasserien.

Bereits zur gallorömischen Zeit war der Marktfleck als Wegstation »Mons Caesaris« bekannt. Im Mittelalter entwickelte sich das Tal der Weiss zu einer wichtigen Route zwischen der Rheinebene und Lothringen. So erkannte auch der Stauferkaiser Friedrich II die strategische Bedeutung des Ortes

und kaufte diesen zum Schutz der Wegstrecke auf. Oberhalb der Siedlung ließ er 1227 das »Castrum Keisersperg« errichten. Im Jahr 1293 erhielt Kaysersberg das Stadtrecht und schloss sich 1353 als Freie Reichsstadt dem Zehnstädtebund an.

Neben dem Handel und dem Handwerk exportierte Kaysersberg seine Weine weit über das Rheingebiet hinaus. Doch wie bei so vielen elsässischen Orten nahm die wirtschaftliche Blütezeit mit dem Dreißigjährigen Krieg ein jähes Ende. Die Konflikte hinterließen eine völlig verarmte Stadt.

Erst im 19. Jahrhundert entwickelte sich in dem Tal ein bedeutender Textilsektor. Einen weiteren, schweren Rückschlag erlitt Kaysersberg während der Befreiungskämpfe im Dezember 1944. Ein schneller Wiederaufbau ermöglichte Kaysersberg diesmal jedoch einen erneuten Aufschwung. Heute gehört es mit seiner dörflichen Idylle zu den Schmuckstücken im Elsass.

Stadtrundgang durch Kaysersberg

mit der Eglise Ste-Croix und dem Militärfriedhof

Einen Stadtrundgang startet man am besten beim Hôtel de Ville, dem Rathaus von Kaysersberg. Hier befindet sich auch die Touristinformation, welche Stadtpläne in Französisch, Englisch und Deutsch ausliegen hat. Vom Rathaus trennen uns nur wenige Schritte von der Eglise Ste-Croix und dem Place Jean Ittel.

Gekleidet in gotischer Kleidung und mit der Reichskrone auf dem Kopf ziert der römische Kaiser den Konstantin-Brunnen aus dem Jahr 1521. Umgeben ist der Platz von den schönsten Renaissancefachwerkhäusern der Stadt.

Wir werfen einen Blick in die Eglise Ste-Croix. Der im 13. Jahrhundert erbaute Sakralbau weist außen romanische und gotische Elemente auf. Im Laufe der Zeit wurde die Kirche immer wieder verändert. So stammt der Vierungsturm aus dem 19. Jahrhundert.

Der düster wirkende Innenraum wird von einer vier Meter hohen Kreuzigungsgruppe beherrscht. Der Colmarer Künstler Hans Bongart gestaltete den filigran geschnitzten Hochaltar, welcher die Passion und die Auferstehung Christi zeigt.

Gleich hinter der Eglise Ste-Croix befindet sich die Friedhofskapelle St-Michel mit einem kleinen Militärfriedhof. Vom alten Friedhof blieb die Holzgalerie mit einem Pestkreuz erhalten.

Zwischen den Kreuzen der gefallenen Franzosen finden wir einige auffallende Grabsteine mit arabischen Schriftzeichen.

Fachwerk im Tal der Weiss

und Albert Schweitzer, einer der berühmten »Söhne« Kaysersbergs

Wieder zurück in den Gassen treffen wir als Nächstes auf Patrizierhäuser mit Zwillingsgiebeln und hübschen Treppentürmchen sowie auch auf die ehemalige Fleischerei aus dem Jahr 1616. Zum Kühlen wurde damals das Flusswasser der Weiss genutzt, über die das Fleischereigebäude erbaut wurde.

Am gegenüberliegenden Ufer der Weiss befindet sich das ehemalige Gasthaus zur Brücke, welches im 19. Jahrhundert als Badhus diente. Die Brücke selbst stammt aus dem Jahr 1514 und bietet uns einen wunderschönen Blick auf die Häuser entlang der Weiss. Sehr pittoresk wirken hier die mittelalterliche Kapelle und das dahinter liegende Fachwerkhaus mit seinem spitzen Dach.

Wir schlendern weiter entlang der Rue du Collège und erreichen das Albert-Schweitzer-Museum. Es befindet sich unmittelbar neben dem Geburtshaus des berühmten Urwalddoktors. Der Mann mit dem auffallend unbändigen Haar und einem mächtigen Schnauzbart gehört zu den berühmten »Söhnen« Kaysersbergs. Der 1875 geborene Friedensnobelpreisträger baute im heutigen Gabun ein Tropenkrankenhaus auf.

Er pendelte ständig zwischen Afrika und Europa und bemühte sich um Gelder und medizinische Geräte für sein Krankenhaus. Auf dem Weg zur Burgruine werden wir von den Weisheiten des Mannes begleitet, der seinen Mitmenschen Ehrfurcht vor dem Leben lehrte. So ist auf einer der Tafeln sein Leitspruch zu lesen: »Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.«

Vom nördlichen Rand der Altstadt führt uns zum Schluss unseres Rundgangs ein Treppenweg hinauf zur Staufischen Burg. Bereits vom Burghof aus eröffnet sich uns ein reizvoller Blick über den historischen Ortskern von Kaysersberg.

Doch erst auf dem Bergfried erkennen wir die Aussicht über die gesamte Stadt, das Tal, die Weinberge und die Rheinebene, welche den Staufern früher eine perfekte Kontrolle des Handels und des Verkehrs ermöglichte.

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