Wanderung zu den Burgen Hoh-Andlau und Spesburg

Burgenwanderung über dem Tal der Andlau

Schon vor unserer Wanderung zu den Burgen Hoh-Andlau und Spesburg begeistern uns die vielen Fachwerkhäuser in Andlau. Umgeben von Weinbergen und Wäldern, gruppieren sie sich um die Kirche Saints-Pierre-et-Paul. Sie geht auf die Abtei Andlau zurück, die um 880 von der Kaiserin Richardis an der Stelle gegründet wurde, die ihr eine Bärin gezeigt hatte.

Vom Parkplatz der Kirche St.-Pierre-St.-Paul laufen wir vor an die Straße, überqueren die D 425 und den Fluss Andlau und biegen rechts auf den Sentier de la Grotte. Einen Bärensprung weiter kommen wir zur kleinen Lourdes-Grotte von Andlau.

Mit reizvollen Blicken über das Tal der Andlau folgen wir dem Weg, bis dieser in die Rue du Kastelberg übergeht. Dort biegen wir links ab und folgen fortan dem gelben Ring Richtung Col du Crax. Der leicht zu laufende Weg führt über eine Spitze Kehre in die Weinberge von Andlau. Für den Aufstieg zum Christuskreuz können wir uns Zeit lassen.

Die Sicht über das idyllische Tal und die Fachwerkhäuser von Andlau ist einfach herrlich. Nördlich vom Kreuz durchqueren wir weitere Weinfelder, eh wir mit dem gelben Ring vom breiten Weg abzweigen, die kurze Passage an den Waldrand nehmen und der Beschilderung steil bergan zum Col du Crax folgen.

Burgruine Hoh-Andlau - Château d’Andlau

Auf der Passhöhe, dem Col du Crax, treffen sich mehrere Wege. Da sie sich später wieder bei der Kreuzung vom Silberberg wieder treffen, bieten sich uns mehrere Möglichkeiten, zur Burgruine Hoh-Andlau zu gelangen. Wir wählen den linken Weg, sodass wir weiter bergauf laufen und nach gut 500 Metern den Rocher Sainte Richarde erreichen.

Der exponierte Felsen bietet eine weitreichende Sicht von der Rheinebene im Südosten über das Tal der Andlau bis zu den weiter südlich und westlich gelegenen Kuppen der Vogesen. Vom Ausblick ist es dann nur noch ein kurzes Stück über die Kreuzung beim Silberberg zur Burgruine Hoh-Andlau, dem Château d' Haut-Andlau.

Die im 13. Jahrhundert auf einer Granitplatte zwischen den Tälern der Andlau und der Kirneck errichtete Burg wurde in den folgenden Jahrhunderten mehrmals verstärkt, um mit der Entwicklung der stärker werdenden Feuerwaffen Schritt zu halten. Auch wenn sie 1678 unter dem Befehl des Marschalls von Créquy geplündert wurde, blieb die Hoh-Andlau als eine der wenigen Burgen im Elsass bis ins 18. Jahrhundert bewohnt.

Erst im Zuge der französischen Revolution wurde sie als nationales Gut beschlagnahmt und 1796 an einen Baustoffhändler verkauft. Dieser ließ leider einige Teile der Burg abtragen und wegschaffen. Wie viele Burgen diente die Andlau als Steinbruch für andere Bauwerke. 1818 (oder 1820) kaufte Antoine-Henri von Andlau die Burg schließlich zurück und beendete den aus heutiger Sicht unglaublichen Frevel.

Ab 1859 ließ die Familie Andlau, welche die Burg auch heute noch in ihrem Besitz hält, größere Reparaturen an der Festung vornehmen. 1926 wurde sie dann als historisches Monument klassifiziert und infolgedessen auf Initiative des Vogesenclubs binnen zwei Jahren von Grund auf saniert und für Besucher sicher zugänglich gemacht.

Neben der Familie Andlau kümmern sich heute »Die Freunde der Burg Andlau« um die Festung. Durch ihr Engagement bleibt die Burg mit ihren beiden Rundtürmen ein weithin sichtbares und unverwechselbares Wahrzeichen der Umgebung. Immerhin zählt sie zu den schönsten Burgruinen im Elsass und darüber hinaus der gesamten Rheinebene.

Nach dem Besuch der Hoh-Andlau nutzen wir den Weg um die Burg herum, um auf die Westseite der Festung zu gelangen. Dort treffen wir auf den Pfad, der um die Ostseite führt und biegen rechts ab, sodass wir ein paar Schritte mit dem Rücken zur Burg laufen. Weiter geht es dann mit dem blauem Dreieck immer in westnordwestlicher Richtung durch den Wald zum Hungerplatz.

Wie die von Wäldern umschlossene Lichtung zu ihrem Namen kam, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Dafür ist die Auberge du Hungerplatz am Kreuzungspunkt einiger Wanderwege ideal gelegen, um etwaigen Hungergefühlen zu begegnen. Auf der Speisekarte des beliebten Ausflugslokals finden sich neben einfachen Gerichten einige elsässische Spezialitäten.

Ruine Spesburg / Spesbourg

Gut gestärkt folgen wir anschließend ab dem Hungerplatz dem roten Schrägkreuz am Parkplatz vorbei ein Stück entlang der Straße, dann – nach etwa 200 Meter – links durch den Wald zum Château du Spesbourg. Wie die Burg Andlau diente die im 1247 erstmals erwähnte Festung dem Schutz der Abtei Andlau. Erbaut wurde sie durch Alexander von Dick auf den Resten einer älteren Festung. Im folgenden Jahrhundert gewann die Adelsfamilie zunehmend an Einfluss.

1377 wurde Walter von der Dick Landvogt im Breisgau und 1382 Landrichter im Oberelsass. Dem Aufstieg folgte das abrupte Ende: in der Schlacht bei Sempach fiel Walter von der Dick und starb mit ihm das Adelsgeschlecht aus. Danach übernahmen die Herren von Andlau die Burg. Ende März 1431 schaffte es Herzog Stephan von Bayern, die Spesburg einzunehmen. Durch die anschließende Belagerung gelang es den Andlauer jedoch, ihre Zweitburg zurückzuerobern.

Anders als die Andlau fiel die Spesbourg bereits dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer. Um 1830/40 gelante die Burg wieder in den Besitz der Andlauer, welche die Ruine jedoch an den Reichsbaron Philippe Christophe Hallez verkauften. Um 1890 verkaufte die Witwe des Barons die Spesbourg an Dr. Alexis Stoltz, der sie 14 Jahre später der Stadt Andlau vermachte.

Gut erhalten sind die hohen Außenmauern der Wohngebäude mit gotischen Fensteröffnungen und großen Kaminen. Auf einem der Bögen sind noch Fragmente von mehrfarbigen Fresken zu erkennen. Die geschnitzten Kamingiebel gelten als eine für das 14. Jahrhundert seltene Zierde. Ebenfalls gut erhalten sind ein 24 Meter hoher Vierecksturm und ein Innenhof.

Seit 1985 kümmert sich der Verein für die Wiederherstellung  des Schlosses Spesbourg um die Sicherung und den Erhalt der Burgruine, welche heute auch den Rahmen für Gospelkonzerte und Chorauftritte bildet. Daneben eignen sich die Fenstersimse ideal für mittelalterlich angehauchte Porträtaufnahmen. So verbringen wir doch einige Zeit in der Spesburg, eh wir zu den letzten Wegweisern zurückkehren.

Für den Rückweg nach Andlau gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wir folgen zunächst 15 Minuten dem roten Schrägkreuz bis zum Abzweig zur Burg Hoh-Andlau. Dort wechseln wir auf den mit blauem Punkt (und roten Ring) gekennzeichneten Weg. Weiter geht es durch den Wald und über die Rue du Château bis zur Einmündung in die D 425 sowie zur Auberge Ancienne Scierie.

Für den letzten Abschnitt laufen wir dann an der rustikalen, aber freundlichen Auberge vorbei Richtung Le Hohwald, verlassen die Straße aber sogleich wieder, um die Andlau zu überqueren. Mit der Markierung rot-weiß-rot geht es dann parallel zum Bach zurück zur Dorfmitte.

Wer mag, kann auf diesem letzten Abschnitt einen mit überdachter Bank ausstaffierten Bereich an der Andlau für ein Kneipp-Fußbad nutzen. Sowie die Füße wieder trocken sind, geht es wahlweise in eine der Weinstuben von Andlau oder auch direkt zurück zur Kirche St.-Pierre-St.-Paul.

Anfahrt und Anforderungen der Wanderung

Von der A 35 bei der Ausfahrt 13 nach Barr abfahren, weiter auf der D 62 und D 425 bis ins historische Zentrum von Andlau. Dort in die schmale Zufahrt zur Kirche abbiegen. Parken auf dem Vorplatz der Kirche.

AusgangspunktKirche St.-Pierre-et-St.-Paul
KoordinatenN 48.3880, E 7.4153
Gehzeit2.45 Stunden
Distanz8,7 km
Anstiegeca. 330 HM
GradT2
EinkehrAuberge Hungerplatz, Auberge Ancienne Scierie, in Andlau
GPS-DatenWanderung Burgen Andlau gpx
kml-DatenWanderung Burgen Andlau kml

Wanderkarte Burgen Hoh-Andlau und Spesburg

Höhenprofil

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