Dominikanerkirche von Colmar

und die farbenfrohe Ladenschilder des Hansi

Schlendert man aufmerksam durch die Gassen um die Stiftskirche, so fallen einem immer wieder farbenfrohe Ladenschilder auf, die längst nicht mehr zum Geschäft darunter passen. Sie stammen noch von dem elsässischen Patrioten und Künstler Jean-Jacques Waltz alias Hansi. Während sich seine naiven Bildchen in den Souvenirläden verkaufen, sind die Colmarer so stolz auf ihren Hansi,

dass sie die alten Schilder an ihrem ursprünglichen Ort bewahren. Trotz der idyllischer Dorfszenen und auch trotz des allgemeinen Aufschwungs nach 1870 behielt Hansi immer seine politisch-patriotische Haltung gegen die preußisch-deutsche Welt bei. So entdeckt man auch auf den Ladenschildern immer wieder die Farben der Trikolore.

Über die Kaufmannsstraße (Rue des Merchands), Rue Jean-Baptiste Fleurent und Bäckerstraße (Rue des Boulangers) gelangen wir zur Rue des Têtes. Der Weg führt über den Schulplatz (Place de l‘École). An der Ecke des Platzes zur Rue Jean-Baptiste Fleurent sollte man etwas genauer hinschauen. Genau dort befindet sich das kleinste Haus von Colmar. Gerade mal 25 m² Fläche umfasst dieses aufgesetzte Häuslein, welches derb scherzhaft auch »Fliegenschachtel« genannt wird.

Ein weiterer Künstler hat sich in der Rue des Tétes, im Kopfhaus (2) verewigt. Der schöne Bau im deutschen Renaissancestil wurde im Jahr 1609 im Auftrag des Kaufmann Anton Burger von dem Architekten Anton Schmidt erbaut. Seinen Namen verdankt das Haus den 106 Köpfen, die als Fratzen, aber auch lachend die Fassade zieren. Ein dreistöckiger Erker ergänzt den Bau. Auch Bartholdi hat seine Spuren in dem Gebäude hinterlassen und auf den Giebel einen Böttcher gesetzt.

Eines der wichtigsten und schönsten Museen des Elsass' ist das Unterlinden (1). Schon vor Jahren war es die Attraktion von Colmar. Umgeben von einem Busbahnhof und viel Asphalt lag dies allerdings lange Zeit mehr an den Ausstellungsstücken, wie den Isenheimer Altar, als am Gebäude selbst. Nach drei Jahren Umbau und Erweiterung hat sich das »Neue Unterlinden« mit der Neueröffnung am 12. Dezember 2015 zu einem Vorzeigebau gewandelt. Leider verpassen wir die Wiedereröffnung um wenige Tage. Doch den Isenheimer Altar können wir dafür in der Dominikanerkirche (4) sehen, womit wir zumindest einen Teil vom Museum Unterlinden besichtigen können.

Lange Zeit wurden die Malereien am Altar Albrecht Dürer zugeschrieben. Doch das Meisterwerk stammt von einem Manne, bei dem keiner so richtig weiß, wer er ist und woher er stammt. Ob Matthias Grünewald, Matthias von Aschaffenburg oder ein ganz anderer Künstler das Werk geschaffen hat, stellt die kunstgeschichtliche Forschergemeinde bis heute vor ein Rätsel. Sicher ist hingegen der Erschaffer der »Madonna im Rosenhag«. Auf Martin Schongauers Gemälde sitzt die Gottesmutter in einem gepflegten Garten, umgeben von musizierenden Engeln, Blumen und Vögel.

Nach unserem Kirchenbesuch fährt eines der Muson River-Züge an uns vorbei. Eigentlich finde ich die Touristenbähnchen etwas albern. Doch als gegen Ende unseres Rundgangs die Beine langsam schwer und müde werden, erscheint mir die beinschonende Sighseeing-Variante schon viel sympathischer. Andererseits haben wir inzwischen so viel von der Stadt gesehen, dass eine Rundfahrt kaum noch Sinn macht. Da es in der Altstadt zudem immer voller wird, schlendern wir stattdessen zum Place du Champs de Mars. Beim Braut-Brunnen finden wir eine schattige Bank.

Ein paar Mädels nutzen die übergroßen Statuen als Kulisse für ihren Junggesellinnen-Abschied. Schon vor ihnen fanden andere die Darstellung Bartholdis der vier Kontinente inspirierend. Für den in Kaysersberg geborenen Albert Schweitzer war der Kopf des Afrikaners ausschlaggebend für seine Tätigkeit als Buscharzt. Wir hingegen lassen uns vom Hunger inspirieren, der uns zurück in die Altstadt treibt. In einer schmalen Sackgasse bei der Dominikanerkirche finden wir in der Brasserie des Côté Cour einen ruhigen Innenhof und können mit elsässischem Flammkuchen den schönen Tag ausklingen lassen.

VG Wort

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