Wanderung auf den Elsässer Belchen

Schon geografisch gesehen ist der Elsässer oder auch Welsche Belchen besonders. Auf seinem Gipfel treffen mit dem Territorium von Belfort, Haut-Rhin und Vosges drei Departements und zugleich mit dem Elsass, Lothringen und Franche-Comté – dem mittelalterlichen Hochburgund – drei Regionen aufeinander. Das galt zumindest bis zum 31.12.2015.

Dann wurde das Elsass mit Lothringen und der Region Champagne-Ardenne zu einer Superregion verschmolzen, zum Leid manch eines Dorfes. Seine hohe Bedeutung gewann der Ballon d'Alsace aber schon zur Zeit der Kelten. Sie nutzten seine besondere Stellung zu vier weiteren Bergen, um die Jahreszeiten und einen hohen Festtag zu bestimmen.

Wir starten am Abzweig unterhalb bzw. gegenüber der Auberge La Chaumière, von wo wir zunächst dem blauen Ring des Sentier du Tour du Ballon d'Alsace in südwestlicher Richtung in den Wald folgen. Nachdem der leicht abfallende Weg eine Linkskurve beschreibt, mündet er in einen breiten Forstweg. Hier biegen wir scharf rechts ab, sodass wir in das Naturschutzgebiet Ballon eintauchen und auf dem nächsten kurzen Abschnitt mehrere, teils stark mit Moos bewachsene Felsformationen passieren.

Nachdem der Weg in einer weiten Rechtskurve den südlichsten Punkt dieser Runde berührt und dann nach Norden schwenkt, halten wir uns am Ende einer beinahe 500 Meter langen, geraden Passage rechts. Wenige Schritte weiter kreuzen wir die Savoureuse. Der Name ähnelt dem französischen Begriff für schmackhaft oder lecker, er leitet sich aber vom Mundartbegriff Savour ab, womit eine Säge gemeint ist.

Nachdem wir den Bach überquert haben, wird der Weg felsiger. Nach zwei weiteren Kurven führt uns dieser an die Grenze von Belfort zum Departement Vogesen. Dort angekommen, wechseln wir bei einem groß angelegten Wegdreieck auf eine Zuweg zum GR 5 und folgen diesem sowie der Markierung gelber Punkt bergauf zum Pass des Elsässer Belchen. Der Weg dorthin führt über den großen Parkplatz an der Passhöhe. sowie am Denkmal der für Frankreich nach Ende des Zweiten Weltkriegs ums Leben gekommenen Minenräumer vorbei. Am 11. Juli 1905 wurde hier Sportgeschichte geschrieben: Bei der dritten Auflage der Tour de France mussten die Fahrer mit der Fahrt über den Elsässer Belchen erstmals eine Bergetappe bestehen.

Als Wanderer haben wir es deutlich bequemer. Wir müssen lediglich beim Überqueren der Passstraße achtsam sein und können dann dem Schotterweg durch Feuchtwiesen und Heideflächen bergan zu einer Reiterstatue folgen. Sie ist Jeanne d'Arc, der Johanna oder auch Jungfrau von Orléans, gewidmet, die 1429 im jungen Alter von 17 Jahren als Nationalheldin gefeiert wurde. Den hohen Ehren folgte der tiefe Fall: Nur zwei Jahre später bezichtigte man sie wiederholt der Ketzerei.

Letztendlich verbrannte man sie auf den Scheiterhaufen. Heute wird Jeanne d'Arc als Jungfrau, Märtyrerin und Heilige über die Grenzen von Frankreich hinaus verehrt. Dass die Reiterstatue 1909 ausgerechnet hier aufgestellt wurde, erklärt sich aus der über den Berg verlaufenden Grenze zwischen der dritten Französischen Republik und dem deutschen Kaiserreich sowie der Verbundenheit der Franzosen zu Elsass und Lothringen.

Vom Denkmal sind es noch 700 Meter bis auf den Elsässer Belchen. Der kahle Gipfel bildet das Zentrum des Belchen-Systems. Wer hier am Frühlings- oder Herbstanfang steht und exakt nach Osten schaut, sieht über dem Schwarzwälder Belchen die Sonne aufgehen. Am Sommeranfang geht die Sonne über den weiter nördlich gelegenen Kleinen Belchen auf und am Winteranfang über den Schweizer Belchen. Die Druiden bestimmten auf diese Weise den Beginn der vier Jahreszeiten.

Komplettiert wird das Belchen-System vom Großen Belchen. Über ihm sehen wir von hier aus die Sonne am 1. Mai aufgehen. In der Nacht zu diesem Tag feierten die Kelten zu ehren ihres Sonnengottes Bel. Vor Ort werden viele Besucher allerdings feststellen, dass der auch Belchenflue genannte Schweizer Belchen nur selten zu sehen ist. Grund ist die Stadt Basel, über der häufig eine Dunstglocke hängt.

Wir folgen dem breiten Schotterweg noch bis zur Statue der Notre-Dame du Ballon, ehe wir scharf links auf den deutlich schmaleren (Entdeckungs-) Pfad abbiegen. Damit passieren wir auf den nächsten Metern ein tief eingeschnittenes Kar und folgen im weiteren Verlauf dem GR 5 Richtung Col des Perches, also dem Pass der Barsche. Dort ändert sich der Charakter der Wanderung. Verlief die Tour bisher auf überwiegend leicht zu wandernden Wegen, so erfolgt der Abstieg an der Nordostseite des Belchens über einen felsigen und von Wurzeln überzogenen Pfad.

Wo wir weiter unten den Col de la Ronde Tete erreichen, ist dieser Abschnitt aber schon überstanden. Beim Pass des Rundkopfs treffen wir dann auch wieder auf den blauen Ring des Sentier du Tour du Ballon d'Alsace. Diesem können wir auf dem letzten Abschnitt einfach über die Südseite vom Rundkopf beziehungsweise über die aussichtsreiche Ostseite des Belchens bis zum Ausgangspunkt beim La Chaumière folgen. Neben einigen schönen Eindrücken zum Belchen eröffnet uns dieser Weg zudem eine überraschende Sicht auf den Lac de Sewen und das Seebachtal.